Ist es noch sinnvoll zu arbeiten, wenn das Bürgergeld im Jahr 2024 um 12 Prozent steigt?
Dies ist eine entscheidende Frage in der heutigen sich wandelnden Wirtschaft und viele Menschen wollen wissen: Warum steigt das Bürgergeld um 12 Prozent, obwohl der Mindestlohn nicht so stark steigt? Ist es immer noch vorteilhafter zu arbeiten oder ist das Bürgergeld eine bessere finanzielle Alternative?
Der Bürgergeld Regelsatz steigt: 12 Prozent Erhöhung in 2024
Ab 2024 erhalten alle Bürgergeld-Empfänger deutlich mehr Geld.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) plant, den Standard-Bürgergeldsatz im neuen Jahr von 502 auf 563 Euro pro Monat anzuheben.
Die Kinderzulagen werden ebenfalls je nach Alter angepasst: Für Kinder unter sechs Jahren steigt der Satz von 318 auf 357 Euro, für diejenigen im Alter von 7 bis 14 Jahren von 348 auf 390 Euro und für diejenigen ab 14 Jahren von 420 auf 471 Euro.
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Diese Erhöhungen, die durch steigende Inflation gerechtfertigt werden, sind nicht ohne Kontroversen geblieben.
Lohnt sich Arbeit noch? Oder ist Bürgergeld besser?
FOCUS Online hat die entscheidende Frage, die derzeit so viele beschäftigt, aufgegriffen: Bürgergeld versus Arbeit – was ist besser? Hier ist eine Zusammenfassung der 8 Szenarien, die sie diskutiert haben und ihre Ergebnisse.
Niedriglohnjobs versus Bürgergeld
Die Ergebnisse zeigen, dass sich für Personen mit Niedriglohnjobs die Arbeit finanziell immer noch lohnt.
Sie fanden heraus, dass der Unterschied für Alleinerziehende mit einem durchschnittlichen monatlichen Gewinn von 317 Euro am geringsten ist, während Singles 558 Euro, Familien 1260 Euro und kinderlose Paare 1740 Euro gewinnen, unter Berücksichtigung zusätzlicher Leistungen wie Miete, Heizung und Rundfunkgebühren, die von Bürgergeldempfängern erhalten werden.
Mindestlohnjobs versus Bürgergeld
Für Mindestlohnverdiener verringert sich der Unterschied, wobei Singles monatlich 227 Euro mehr durch Arbeit und kinderlose Paare 1079 Euro gewinnen.
Überraschenderweise schneiden Alleinerziehende mit Bürgergeld besser ab und erhalten 218 Euro mehr im Vergleich zur Arbeit und zum Kindergeld.
Familien mit zwei Kindern und einem alleinigen Mindestlohnverdiener waren bereits im Jahr 2023 mit Bürgergeld besser dran, und dieser Trend setzt sich im Jahr 2024 fort, wobei ihr Vorteil aus der Sozialleistung monatlich 1220 Euro beträgt.
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Bürgergeld versus Arbeit: Die Mathematik dahinter
Im Jahr 2024 wird der Bürgergeld Regelsatz für alleinstehende Personen, die alleine leben, 563 Euro betragen. Darüber hinaus deckt das Jobcenter auch die Kosten für Heizung, Miete und Krankenversicherungsbeiträge.
In gewisser Weise handelt es sich also bei den 563 Euro um „Taschengeld“, das für Lebensmittel, Medikamente, Strom, Mobilität und andere Ausgaben vorgesehen ist.
Auf der anderen Seite soll der Mindestlohn im Jahr 2024 auf 12,60 Euro pro Stunde steigen. Das bedeutet, dass eine alleinstehende Person etwa 45 Stunden im Monat arbeiten müsste, um ein Bruttogehalt von 563 Euro zu bekommen. Das entspricht 5 Tage, wenn jemand in Vollzeit arbeitet, oder 10 Tagen für Teilzeitarbeiter.
Eine Person müsste jedoch zusätzlich arbeiten, um die Kosten zu decken, die normalerweise vom Jobcenter übernommen werden, wie Miete, Heizung und Krankenversicherungskosten.
Kurz gesagt: Um einen ganzen Monat lang den Bürgergeld Regelsatz zu erhalten, muss man mindestens 45 Stunden im Monat zum Mindestlohn arbeiten.
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Es geht nicht nur um Zahlen beim Bürgergeld
Obwohl das Bürgergeld aus rein finanzieller Sicht attraktiver erscheinen mag, ist es wichtig, seine Komplexität zu berücksichtigen.
Es handelt sich um eine nachgeordnete Sozialleistung, die nur nach Erschöpfung anderer Sozialleistungen in Anspruch genommen werden kann. Das freiwillige Verlassen oder der Verlust eines Arbeitsplatzes aufgrund von Fehlverhalten kann zu Sanktionen führen und die Leistungen um bis zu 30 Prozent reduzieren.
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Darüber hinaus müssen Empfänger aktiv nach Arbeit suchen, angemessene Jobangebote annehmen und an Schulungsprogrammen teilnehmen. Zudem tragen Bürgergeldempfänger nicht zur Rentenversicherung bei, was sich auf zukünftige Rentenzahlungen auswirkt.
Fazit: Bürgergeld oder Arbeit
Wenn der aktuelle Bürgergeldsatz als Existenzminimum angesehen wird, liegt das Problem möglicherweise nicht in zu großzügigen Leistungen, sondern in unzureichenden Löhnen.
Handelsverbände haben kontinuierlich Bedenken geäußert, da die Stundenlöhne im Handwerk niedriger sind als in anderen Wirtschaftsbereichen und der Anteil von Mindestlohnjobs höher ist. Empfänger von Bürgergeld sind genauso von hohen Preisen betroffen, wie Arbeiter. Ein angemessener Lohn für geleistete Arbeit ist ein entscheidender Faktor bei der Abwägung, ob Menschen berufstätig sind oder Sozialleistungen beziehen.