Bürgergeld-Empfänger stehen vor einer richtig schweren Realität – sogenannte Sozial-Experimente vermitteln der Bevölkerung ein absolut falsches Bild. Wenn es um das Bürgergeld oder zuvor um Hartz IV geht, dann sind Experimente in den Medien keine Seltenheit.

Bei diesen schlüpfen Einzelpersonen, Paare oder gleich ganze Familien in die Rolle von Bürgergeld-Empfängern und erklären sich dazu bereit, einen gewissen Zeitraum von einem bestimmten Betrag X zu leben.

In diesem Artikel berichten wir Ihnen über die Erlebnisse von Monika Gründel und ihrem Mann, welche einen guten Einblick in die Wirklichkeit dieser Sozial-Experimente geben.

Das „Bürgergeld Familie“ Experiment

Einige Teilnehmer von einem solchen Sozial-Experiment berichteten nun gegenüber dem Focus Magazin, dass diese Unterfangen jedoch ein Trugschluss sind und nicht die wahre Realität vom Leben eines Menschen mit dauerhaftem Bürgergeld-Bezug widerspiegeln.

Monika Gründel ist 30 Jahre alt und hat gemeinsam mit ihrem Mann sowie zwei Kindern im Grundschulalter an einem solchen Experiment teilgenommen. 5 Monate lang schlüpften sie in die für sie zunächst ungewohnte Rolle.

Jedoch kam Monika Gründel schnell zu dem Schluss, dass sie gar nicht so viel schlechter lebten als vor dem Experiment. Sie geht dabei insbesondere auf das Thema Lebensmittel ein und erläutert, dass ausreichend Geld vorhanden war, um gesunde sowie abwechslungsreiche Lebensmittel einzukaufen.

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Bei diesem Sozial-Experiment gibt es ein großes ABER

Frau Gründel bestätigt, dass die Geldsumme des Bürgergelds im Grunde genommen sehr wohl ausreichend sei, um hochwertige Lebensmittel einzukaufen. Zumindest für die Dauer ihres Experimentes war dies der Fall. Jedoch stellen die Experimente einen falschen Rahmen zur Verfügung.

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Reicht das Bürgergeld für Familien?

Die Beteiligten bekommen zwar die gleiche Summe wie Bürgergeld-Empfänger zur Verfügung, besitzen aber in der Regel eine Top-Ausstattung in Bezug auf ihren Haushalt. Mikrowelle, ein qualitativer Kühlschrank und Co. gehören zur Standardausrüstung.

Langfristige Bürgergeld-Empfänger sehen darin jedoch oft Luxus. Denn wenn elektrische Geräte wie der Herd, die Waschmaschine oder andere wichtige Gerätschaften des Haushalts kaputtgehen, dann fehlt oft das Geld, um eine Neuanschaffung zu tätigen.

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Bürgergeld-Experimente: Realität Check

Ohne fehlende Grundlagen wären die Bürgergeld-Experimente wesentlich realistischer. Auch Frau Gründel bestätigt, dass die Lebensrealität ein Aspekt der Testphase sein muss. Natürlich können Empfänger von Bürgergeld ihre Kaufverhalten anpassen, um beim täglichen Alltagseinkauf eine gewisse Geldsumme zu sparen.

Aber erst wenn auch die Grundausstattung genommen wird, kann man von einem Sozial-Experiment mit Mehrwert sprechen. Weiter bemängeln viele Beobachter, dass ein Zeitraum von wenigen Monaten nur schwer ernst genommen werden kann und daher nicht aussagekräftig genug ist, um brauchbare Ergebnisse zu liefern.

Ein weiterer Kritikpunkt bei diesen Experimenten ist die Auswahl der Kandidaten. In der Regel handelt es sich um kerngesunde Erwachsene bzw. Paare mit Kindern, die jedoch eine gute Ausstattung in ihrem regulären zu Hause vorfinden.

Die Realität sieht jedoch anders aus, denn nicht wenige Bürgergeld-Empfänger weisen zum Beispiel eine dauerhafte Krankheit vor, brauchen etwa spezielle Lebensmittel oder leiden unter einem anderen Alltagshandicap wie eine eingeschränkte Mobilität im Alltag. Manche Menschen sind sogar pflegebedürftig.

Diese Elemente werden in den Experimenten selten berücksichtigt und das ist ein schwerwiegendes Problem. Denn auf diese Weise vermitteln die Sozial-Experimente einen falschen Eindruck vom wahren und oft schweren Alltag jener Menschen, die auf das Bürgergeld angewiesen sind.