Kinder mit Bürgergeld benötigen viel mehr als die für 2024 geplante Erhöhung von 50 Euro. Die Kinderarmut nimmt in Deutschland weiter zu und die Regelbedarfsstufen könnten für viele Kinder nicht ausreichen, um den dringenden Bedarf der Jüngsten zu decken.

Erschreckend: Immer mehr deutsche Kinder sind von Kinderarmut betroffen. Doch im Bürgergeld-Regelsatz für die Jüngsten sind gerade einmal 170 Euro für Lebensmittel einkalkuliert.

Das neue Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung macht deutlich: Jedes 5. Kind in Deutschland ist von Armut bedroht. Wir sprechen also nicht von Kindern, die in der sogenannten Dritten Welt aufwachsen.

In unserem Artikel haben wir uns mit der Frage beschäftigt, ob der Bürgergeld-Regelbedarf für Minderjährige ausreichend ist und ob die ab Januar 2024 geplante Erhöhung finanzielle Entspannung für Familien bringt, die Bürgergeld beziehen.

Neuer Bürgergeld-Regelsatz für Kinder 2024 

Familien mit einem geringen Einkommen können Bürgergeld beantragen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. 502 Euro gibt es aktuell zur Unterstützung von Geringverdienern. Ab Januar 2024 steigt der Bürgergeld-Regelsatz deutlich um 61 Euro auf 563 Euro für Alleinerziehende und Alleinstehende. 

Gehören Kinder zur Bedarfsgemeinschaft, haben auch sie Anspruch auf dieses Geld. Allerdings sind bei ihnen die Regelsätze des Bürgergeldes nach Alter gestaffelt. 

Für Jugendliche zwischen 15 und unter 18 Jahren werden ab 2024 471 Euro angerechnet, bei Kindern vom 7. bis 14. Lebensjahr sind es 390 Euro, die in die familiären Bürgergeld-Leistungen einfließen. Für kleinere Kinder bis zu 6 Jahren gibt es immerhin noch 357 Euro.

So weit, so gut. Doch reicht dieses Geld, um ein Kind vor der Armut zu bewahren?

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Reicht das Bürgergeld 2024 für Kinder?

Durchschnittliche Kosten für ein Kind – Bedarf viel höher als Regelsatz

Bereits 2003 hat das Statistische Bundesamt einen durchschnittlichen Bedarf von 550 Euro pro Monat und Kind ermittelt. Wohlgemerkt: Das war vor 20 Jahren! Und dieses Geld war damals nur für Essen, Kleidung und Wohnen veranschlagt.

Im Jahr 2018 hat das Statistische Bundesamt erneut den durchschnittlichen Bedarf für ein Kind ermittelt. Damals haben Eltern für ein Kind durchschnittlich 763 Euro im Monat ausgegeben.

Und jetzt wird der Bedarf beim Bürgergeld also zwischen 357318 Euro und maximal 471420 Euro veranschlagt, je nachdem wie alt das minderjährige Kind im Haushalt von Geringverdienern ist.

Reicht dieser Bürgergeld-Regelsatz für Kinder 2024 aus?

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Hungrige Kinder “können doch zur Tafel gehen”

Ganz klar: Ein Kind braucht Liebe, Zuneigung und noch vieles mehr. Und dieses “mehr” kostet Geld. Das aber haben Bürgergeld-Bezieher in der Regel nicht. 

Eine große Herausforderung für Geringverdiener.

Im Schulbarometer wird auch erwähnt: Immer mehr Kinder kommen ohne Pausenbrot in die Schule. Einfach, weil das Geld der Familie nicht reicht. Da klingt es für die Betroffenen wie Hohn, wenn die CSU-Politikerin Andrea Behr sagt: “Die können doch zur Tafel gehen. Die sind doch tafelberechtigt.” 

Aber ist es nicht die Tafel Deutschland, die versucht, das abzufangen, was die Politik nicht schafft: Eine angemessene Bezahlung oder Unterstützung für Millionen Familien mit Kindern?

Bürgergeld-Regelsatz 2024 soll für Kinder viel höher sein

Es ist unerheblich, ob man einen gut bezahlten Job hat oder als Geringverdiener Bürgergeld beantragen muss. Die unabdingbaren Kosten für ein Kind bleiben.

Bezieht die Familie Bürgergeld, sind im Regelsatz für Kinder aber nur 170 Euro für Lebensmittel veranschlagt. Das sind pro Tag gerade einmal 5,48 Euro pro Tag und für wenigstens drei Mahlzeiten. 

Schaut man sich die durchschnittlichen Schulspeisungs-Kosten beziehungsweise das Mittagessen in der Kita an, bleibt davon nicht mehr viel.

Im Durchschnitt müssen Eltern für das Mittagessen in der Kita zwischen 3 und 3,50 Euro berappen. Das sind monatlich rund 60 Euro bis 70 Euro. In der Grundschule steigen diese Kosten dann schon auf 80 bis 90 Euro und an weiterführenden Schulen kostet die Schulspeisung schnell 100 Euro pro Monat.

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Geld, das die wenigsten Geringverdiener übrig haben. Und zu Hause müssen die Kinder ja auch ernährt werden. Summa Summarum kommen hier pro Woche zwischen 30 und 50 Euro hinzu. Auf den Monat hochgerechnet sind das nochmal zwischen 120 und 200 Euro.

Mit diesen Zahlen im Hinterkopf hat ein Kind mit Bürgergeld also genug Geld für Essen für ungefähr 17 Tage. Danach geht es zur Tafel oder… kommt eine Änderung, sodass kein Kind hungrig schlafen gehen muss?

Fazit: 170 Euro für Lebensmittel reichen nicht für Kinder!

Betrachtet man einmal ganz objektiv, welche Kosten Familien mit Kindern Monat für Monat stemmen müssen, wird schnell klar: Geringverdiener, die Bürgergeld beziehen, können ihren Kindern nicht das bieten, was sie brauchen, um nicht in die Armutsfalle zu rutschen. 170 Euro für Lebensmittel sind unzureichend. Familien müssen nicht selten zwischen Schulessen und Pausenbrot abwägen. Beides können sich Geringverdiener mit Bürgergeld nicht leisten.